Die Welt des Etikettierens
Seit wann baut Wipotec eigentlich Maschinen, die etikettieren? Und warum beschäftigt man sich überhaupt mit dieser komplexen Disziplin, in der andere schon Jahrzehnte an Erfahrung haben? Lukas Müller ist Projektingenieur bei Wipotec und spezialisiert auf Etikettiersysteme. Im Interview gibt er spannende Einblicke in die Welt hinter der Technik.
Wenn man „Etikettieren“ in die Suchmaschine eingibt, findet man alles von Bürobedarf bis zum Paketversand. In welchen Bereichen ist Wipotec hier tätig?
Wir befinden uns in unserem gewohnten Umfeld: End-of-Line Prozesse von verpackten Produkten. Aktuell sind wir stark vertreten in den Branchen Healthcare und Lebensmittel, die wir aus anderen Geschäftsbereichen kennen. Weil wir durch den modularen Aufbau der Systeme aber extrem flexibel sind, haben wir ständig neue Anfragen aus vielen weiteren Industrien, wie z. B. Kosmetik, Motoröl und Agrochemie.
In diesen Branchen findet man sehr viele unterschiedliche Verpackungsformen. Kann Wipotec
die alle etikettieren?
Alle sicherlich nicht, aber wir decken schon ein sehr breites Spektrum ab. Angefangen haben wir mit der Versiegelung von Pharma-Faltschachteln mit Tamper Evident Etiketten. Das war eine logische Ergänzung unserer Serialisierungs-Systeme. In diesem Kontext haben wir dann auch Technologien kombiniert, um Systeme zu entwickeln, die Etiketten serialisieren und auf Flaschen und Vials applizieren. Mittlerweile beschäftigen wir uns zunehmend mit Produkten wie Tiefziehpackungen, Folien, unterschiedlich großen Kartonagen bis hin zu Versandkartons – und eben auch Kanistern und anderen Gebinden.
Geht es dabei immer um serialisierte Etiketten?
Nein. Natürlich profitiert ein Pharmahersteller, der sich an die Serialisierungsvorschriften halten muss, sehr von unseren ganzheitlichen Systemen. Mit zunehmender Automatisierung erkennen aber auch Hersteller von Konsumgütern deren Vorteile. Einige kennzeichnen schon heute ihre Produkte mit 2D-Codes, die Informationen auf Chargenebene enthalten. Andere nutzen unsere Systeme, um sich auf diesen Wechsel vorzubereiten, kennzeichnen aktuell aber noch klassisch mit Haltbarkeitsdatum und Chargennummer. Der große Mehrwert liegt dabei nicht nur im Inhalt des Etiketts, sondern vor allem in der umfassenden Steuerung. Anstatt Transport, Drucker, Kamera und Etikettenspender einzeln zu bedienen, ist bei uns alles in ein System integriert. Und wir wären nicht Wipotec wenn dieses System nicht auch noch wiegen könnte.
Wie viele verschiedene Etikettiersysteme bietet Wipotec aktuell an?
Das Etikettieren ist ein Modul unseres TQS-Portfolios. In dieser Produktreihe haben wir uns dazu entschieden, nicht jede Maschine mit einem eigenen Namen zu versehen. Die Kombinationsmöglichkeiten sind so vielfältig, dass wir keinen Mehrwert darin sehen, jede einzeln zu benennen.
Wichtig ist doch, dass das System passend zur Anwendung zusammengestellt wird. Dafür haben wir unterschiedliche Technologien, um flach, rundum oder über Eck zu etikettieren. Und diese sind jeweils auch skalierbar.
Was sind die größten Herausforderungen bei der Weiterentwicklung von Etikettiertechnik?
Spannend ist zunächst mal die Vielfalt an bereits existierenden Lösungsansätzen. Schließlich gibt es Hersteller, die seit 30 – 40 Jahren Etikettiermaschinen bauen. Die haben viel Erfahrung und bieten eine solide Qualität. Darauf bauen wir jetzt auf. Unsere größte Herausforderung besteht also eigentlich darin, unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Gerade weil wir hier in einem neuen Markt auftreten, bleiben wir unserer Haltung als Innovationsführer treu. Wir sind immer bestrebt, an der Spitze des technologischen Fortschritts zu stehen und die innovativsten und effizientesten Lösungen zu liefern. Da wir bei vielen Projekten mit neuen Verpackungsformen arbeiten, ist das jedes Mal eine neue Herausforderung. Es ist unser eigener Anspruch, dass die Systeme, die wir unseren Kunden anbieten, einen echten Mehrwert bieten.
Worin liegt dieser Mehrwert?
Wir wissen, dass unsere Kunden, die unsere Wägetechnik kennen und schätzen, auch einen Bedarf an Etikettierung, Bedruckung und Kamerainspektion in ihren Produktionslinien haben. Wir sehen dies als eine natürliche Erweiterung unseres bestehenden Know-hows und haben gelernt, die Etikettierung in unsere ganzheitlichen Systeme zu integrieren. Diese Kombination aus Kameras, Druckern, Etikettier- und Wägetechnik ermöglicht es uns, unseren Kunden eine einzigartige Lösung zu bieten. Im Vergleich zu etablierten Etikettiererherstellern, die über umfangreiches Fachwissen in der mechanischen Konstruktion verfügen, ist unsere Stärke als Maschinenbauer unser tiefes Verständnis für Software und Automatisierung. Wir sind in der Lage, all diese Module nahtlos in ein zentrales, abgestimmtes System zu integrieren, das die speziellen Anforderungen des Kunden individuell erfüllt.
Wie sieht die Zukunft der Etikettiertechnologie aus?
Wir sehen heute schon, dass die Systeme immer komplexer werden. Es wird nicht mehr nur mechanisch gearbeitet, sondern es kommen immer mehr Funktionen dazu. Die Bedeutung von Software nimmt immer mehr zu: Artikelverwaltung, Benutzerverwaltung, Formatumstellung und Audit Trail. Viele Marktteilnehmer müssen sich damit beschäftigen, wie sie Technologien kombinieren, um Etiketten nicht nur zu applizieren, sondern auch individuell zu kennzeichnen und zu inspizieren. All das können unsere Systeme schon. Die Anforderungen des Marktes wachsen also genau dahin, wo wir heute schon sind.
Lukas Müller
Projektingenieur
arbeitet seit 2011 bei Wipotec. Nachdem er in mehreren Bereichen des Unternehmens Erfahrung sammeln konnte, liegt sein Schwerpunkt seit 2018 auf der Etikettiertechnik. Er arbeitet in den Projekten eng mit den Kunden zusammen, um ständig neue Herausforderungen mit Systemen zu lösen, die den technologischen Standard von Wipotec erweitern.